Das Franziskanerkloster, zu dem das Haus und die anliegende Kirche der Abbazia della Misericordia gehörten, wurde später in den Komplex der Scuola Vecchia della Misericordia (Alte Schule der Barmherzigkeit) integriert. Das Gebäude, das die Casa Baseggio heute beherbergt, wurde zu einem Hospiz für die armen Ordensbrüder der Scuola della Misericordia umfunktioniert und blieb dies bis zum Fall der Republik Venedig 1797, als im Auftrag von Napoleon alle venezianischen „Schulen“ abgeschafft wurden. Seitdem ist das Gebäude ein privates Wohnhaus, und das ist es noch heute. Die Gegend gehört zu den ruhigsten und romantischsten der Stadt. An dem kleinen Campo dell’Abbazia - einem der wenigen Plätze Venedigs, die noch das alte Ziegelpflaster aufweisen – liegen die Scuola Vecchia della Misericordia und die Abtei Santa Maria della Misericordia, auch einfach „Misericordia“ genannt.
Die Abteikirche wurde im 13. Jahrhundert von der Bruderschaft der Misericordia auf Brachland erbaut und daher zunächst Santa Maria Val Verde (Heilige Maria des Grünen Tals) genannt. Ihr Innenraum ist noch immer im gotischen Stil gehalten, während die prächtige Fassade im 18. Jahrhundert von einem Schüler von Gian Lorenzo Bernini umgebaut wurde. Die barocke Vorderseite, in drei Teile gegliedert durch stark hervorstehende Lisenen, die ein geschwungenes Tympanon halten, ist für Venedig recht ungewöhnlich und scheint die Bewunderung der eigentlich für Neuheiten nicht besonders offenen Venezianer geweckt zu haben. In dem einschiffigen Kirchraum ist nur noch wenig von der reichen Ausstattung übrig, die im 19. Jahrhundert verloren ging. Neben der Abtei steht die Alte Schule, in der sich die Glaubensbrüder versammelten und die heute die Werkstatt eines Restaurators beherbergt. Die Abtei weist noch immer den gotischen Stil des 14. Jahrhunderts auf, ist jedoch nicht mehr von dem schönen Marmorportal geschmückt, das heute im Victoria and Albert Museum in London zu sehen ist. In den zwanziger Jahren stellte der Maler Italico Brass, Großvater des berühmten Regisseurs Tinto, seine Werke in der Alten Schule aus. Im 16. Jahrhundert zog die Bruderschaft auf die andere Seite des Kanals in die Neue Schule der Barmherzigkeit, die nie vollendet wurde und bis vor ein paar Jahren als Sporthalle benutzt wurde: ein berühmtes Basketball-Team trainierte dort jahrelang zwischen Wand- und Deckenfresken.